Manuelle Lymphdrainage

Was ist eigentlich Manuelle Lymphdrainage?

 

Die Manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle Therapieform, die sich mit Erkrankungen und Einschränkungen des lymphatischen Systems im menschlichen Körper befasst.

 

Das Lymphsystem ist ein netzartiges Gefäß-System (ähnlich dem des Herz-Kreislaufsystems), das über den gesamten Körper verteilt ist und vornehmlich für den Abtransport von Flüssigkeitsansammlungen und Stoffwechselendprodukten (z.B. größere Eiweiße) zuständig ist sowie eine wichtige Rolle für die Immunantwort im Körper spielt.

Das System beginnt mit kleinen verästelten Gefäßen in der Peripherie, das heißt oberflächlich in der Haut von Kopf und Hals, Armen, Beinen und Rumpf, aber auch in der Tiefe entlang der Organe. Entlang eines „Einbahnstraßensystems“ wird klare Flüssigkeit über immer größere Gefäße zur Körpermitte hin transportiert und mündet schließlich herznah im venösen System. Dabei werden an verschiedenen Stellen sogenannte Lymphknoten passiert, die das Sekret filtern und bei Entdeckung von systemschädlichen Stoffen eine Immunantwort aktivieren.

 

Das Lymphsystem arbeitet täglich und dauerhaft und ist unersetzbar. Wenn ungewohnt hohe Belastungen oder akute Verletzungen (zum Beispiel Knochenbrüche, Muskel-, Bänder- und Sehnenverletzungen, Entzündungen, Verbrennungen, oder auch große Operationen wie z.B. Hüft-TEP und Knie-TEP, Zahn-Operationen) auf den Körper zukommen, kann selbst ein intaktes Lymphsystem überfordert sein und es kommt infolgedessen während der Heilungs- und Regenerationsphase zu Stauungen, Schwellungen und Schmerzen.

Hier kommt die Manuelle Lymphdrainage kurz- bis mittelfristig zum Einsatz und es kann nach Abklingen der vorliegenden Überlastung im Anschluss von einer Normalisierung der Situation ausgegangen werden.

 

Zusätzlich gibt es spezifische chronische Erkrankungen oder Situationen, die das Lymphsystem dauerhaft schädigen oder überlasten und daher eine langfristige Indikation für diese Behandlungsart darstellen:

 

  • Z.n. Krebs-Operationen mit/ohne Entfernung von Lymphknoten (z.B. bei Mamma- oder Prostata-Karzinom)
  • Stoffwechselveränderungen und/oder Schädigung des Lymphsystems aufgrund von Medikamentengabe (Cortison, Chemotherapie etc.)
  • Angeborenes oder erworbenes Lymph- oder Lipödem

 

Hierbei ist es nicht selten, dass die Manuelle Lymphdrainage als Langzeitverordnung verschrieben wird und als begleitende Dauerbehandlung durchgeführt wird.

 

Die Lymphdrainage erfolgt manuell („mit den Händen“) und fühlt sich für den Patienten oft wie eine sehr leichte und oberflächliche Massage an. Die Anwendung wird oftmals als sehr angenehm und entspannend empfunden. Die spezifische Technik setzt sich aus speziellen Schöpf-, Dreh-, Streich- und Pumpgriffen zusammen, die allesamt zum einen das Lymphsystem  mit seinem Pumprhythmus aktivieren und außerdem die überschüssige Flüssigkeit in Richtung Körpermitte verschieben. Daher folgt die Manuelle Lymphdrainage auch immer den anatomischen Vorgaben des Körpersystems und arbeitet generell immer in Richtung Körpermitte.

Der Patient erhält während der Behandlungen außerdem Aufklärung über entstauende Maßnahmen wie spezielle Lagerungen der betroffenen Regionen, einfache Bewegungsübungen, Einsatz der tiefen Bauchatmung und andere Alltagstipps zur Vermeidung von übermäßiger Belastung des Lymphsystems.

 

Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) gilt als vorrangiges Heilmittel und muss gesondert verschrieben werden. Derzeit kann als Verordnung eine Teil- (30 Minuten), Groß- (45 Minuten) oder Ganzbehandlung (60 Minuten) ausgestellt werden, je nachdem, welche Indikation vorliegt und welche Körperteile betroffen sind. In akuten Phasen oder bei Beschwerdebildern, die eine Kompression über speziell gefertigte Strümpfe nicht zulassen, kann zusätzlich eine Kompressionsbandagierung verschrieben werden. Das zugehörige Material hierfür wird gesondert verordnet, vom Patienten in der Apotheke abgeholt und in die Behandlung mitgebracht. Da die Anlage relativ aufwendig ist, wird die Behandlungszeit verlängert, auf der Verordnung finden sich dann die Abkürzungen  „MLD-30/ -45/ -60 + Kompressionsbandagierung“.

Als ergänzende Heilmittel können außerdem aktive Übungsbehandlungen (spezielle Übungen, die den Lymphabfluss der betroffenen Regionen fördern), sowie Anwendungen aus der Physikalischen Therapie (Kältetherapie, Wärmetherapie, Elektrotherapie) verschrieben werden.

 

Im Team in unserer „Praxis für Krankengymnastik und Körperarbeit Kerstin Fabian“ verfügt ein Großteil der Therapeut*innen über das Fortbildungs-Zertifikat für Manuelle Lymphdrainage. Dies erfolgt in einer mehrwöchigen Zusatzausbildung, in der alle Techniken, Indikationen sowie Kontraindikationen erlernt werden. Unter der Rubrik „Unser Team“ finden Sie die jeweiligen Schwerpunkte der Mitarbeiter*innen.